Bewegung vor und nach der OP
Wer hat sich nicht schon einmal gewundert, wenn ein Profisportler nach einer schweren Verletzung bereits nach wenigen Wochen oder sogar Tagen wieder seinem Beruf öffentlichkeitswirksam nachging! Sind sie mit Wundermitteln behandelt worden oder wurden sie gar „gesund gespritzt“?
Wir wissen es nicht, aber Fakt ist, sie sind allesamt in guter körperlicher Verfassung. Sie haben (meistens) kein Übergewicht, sind gut trainiert, verzichten auf Alkohol und Zigaretten und ernähren sich gesund. Damit haben sie bereits die ideale Basis für eine schnelle Reha.
Machen wir es den Profis nach
Nun kann man nicht von jedem Patienten verlangen, fit und gesund in die Klinik zu gehen und sich operieren zu lassen, schon gar nicht von älteren Menschen, deren Körper vielleicht dreimal so viel Lebenserfahrung hat, wie die der besagten Sportler. Ein wenig Vorbereitung schon vor dem Eingriff kann aber den bevorstehenden Heilungsprozess beschleunigen und die Schmerzfreiheit sowie die Beweglichkeit danach fördern.
Dosierter Muskelaufbau im Fitnessstudio
Ein gutes Fitnessstudio mit verantwortungsbewussten, gut ausgebildeten Trainern kann helfen, die Muskulatur aufzubauen, die nach der OP das Gewebe unterstützen soll. Außerdem wird wieder der Spaß an der Bewegung vermittelt; Voraussetzung für das Durchhalten der Reha-Maßnahmen und einer beschleunigten Heilung nach der Operation. Oft merken die Patienten bereits kurz nach dem Eingriff, dass es ihnen viel besser geht als vor der Beseitigung der körperlichen Einschränkung, sie fassen neuen Lebensmut und genießen jetzt die vorher so sehr herbeigesehnte schmerzfreie Beweglichkeit.
Hüfte, Knie, Wirbelsäule und Co.
Der Vergleich zu der körperlichen Verfassung vor dem Gang ins Krankenhaus und dem Istzustand danach motiviert insbesondere Hüftpatienten zusätzlich, da z. B. bei einer Hüft-OP das künstliche Gelenk fest im Knochen verankert wird und schon einen Tag nach dem Eingriff (vorsichtig) belastet werden kann (Primärfestigkeit). Je besser also die Muskulatur trainiert ist, desto stabiler ist die Umgebung der neue Hüfte. Der Heilungsprozess wird beschleunigt! Diese Erkenntnis gilt natürlich auch für „einfache“ Knie-Operationen (Kreuzband, Meniskus, Patella) bis hin zum Einsatz eines künstlichen Kniegelenks.
Kommen wir zum tragenden Element unseres Körpers, der Wirbelsäule. Auch hier gilt, Physiotherapie und z. B. ein Wirbelsäulenkurs im Fitnessstudio Ihres Vertrauens, helfen Ihnen, nach einer Bandscheiben-Operation schnell wieder fit zu werden. Geschwächte Nacken- und Rückenmuskeln werden wieder aufgebaut und können ihre Aufgabe, nämlich die Stützung der Wirbelsäule und der Bandscheiben, übernehmen.
Fit statt faul
Wir alle sollten, jeder für sich ganz persönlich, einmal prüfen, ob wir eine früher gern ausgeübten Sportart wieder aufnehmen oder vielleicht eine ganz neue Bewegungserfahrung in unser Leben integrieren können. Der Lohn für diese neue „runter-vom-Sofa-Mentalität“ ist vielleicht ein erweiterter, netter Freundeskreis, mehr Lebensfreude, eine bessere Gesundheit und als Folge davon eventuell sogar eine Medikamenteneinsparung.
Wichtig für alle Patienten ist jedoch, dass sie ihre sämtlichen Aktivitäten mit dem Hausarzt bzw. den Klinikärzten absprechen, denn nur der betreuende Arzt kann persönlich und individuell beraten.
„Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“
Treffender als der tschechische Langstreckenläufer und Olympiasieger Emil Zátopek hätte man es kaum zum Ausdruck bringen können. Der menschliche Körper ist mit seiner gesamten muskuloskelettalen Struktur von Natur aus für das Laufen geschaffen. Der Gedanke liegt daher nah, dass ein regelmäßiger bestimmungsgemäßer Gebrauch der Gesundheit des gesamten Organismus förderlich ist. Der schnelle Kraftverlust durch Muskelabbau, wie er z.B. bei erzwungener Inaktivität infolge Bettlägerigkeit oder bei Frakturheilungen zu beobachten ist, bestätigt diesen Zusammenhang.
Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung
Die Empfehlung eines ständig wiederkehrenden Bewegungstrainings ist daher theoretisch ohne Zweifel sinnvoll. Angesichts eines sich in der westlichen Weltbevölkerung pandemieartig ausbreitenden Übergewichts und seiner nachfolgenden z.T. schweren Stoffwechselerkrankungen scheinen Empfehlungen allein nicht zu genügen. Auch ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt und genau der ist zumeist die größte Hürde. Es muss daher neben der notwendigen Aufklärung über die Zusammenhänge jede Chance genutzt werden, die Weichen für eine selbstverständliche regelmäßige Nutzung eines Bewegungsangebots zu stellen.
Sitzen ist das neue Rauchen
Zahlreiche Studien bestätigen inzwischen die Schädlichkeit körperlicher Inaktivität. Damit wird auch der positive volkswirtschaftliche Effekt von regelmäßiger Bewegung verständlich, z.B. durch die Vermeidung teurer Folgekrankheiten wie Diabetes mellitus. Völlig unverständlich erscheint vor diesem Hintergrund, dass vorhandene Angebote kaum genutzt werden. Schon seit Jahren bestehen für den Bereich der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, aber natürlich auch für die Kolleginnen und Kollegen in Reha-Kliniken wirkungsvolle Möglichkeiten für die Verordnung von Bewegungsangeboten.
Das Zauberwort heißt Reha-Sport
Nach jedem gesundheitlichen Rückschlag sollte der behandelnde Arzt, sei es als Hausarzt oder Kliniker daran denken, dass es eine einfache Möglichkeit gibt, Patienten für wenigstens ein halbes Jahr durch eine rezeptierte Verordnung mit einem nachhaltigen Bewegungsangebot zu versorgen. Die Palette der verordnungsfähigen Angebote ist dabei außerordentlich vielfältig.
Rezepte für Dummies
Wer Berührungsängste bei dieser Verordnung hat, der mag sich auf den Internet-Seiten der Deutschen Rentenversicherung und der AOK (in einem Online-Rezeptierkurs) über die Möglichkeiten der Verordnung informieren (s. Infoteil). In jedem Fall ist durch die Verordnung von Reha-Sport eine Möglichkeit gegeben, auch die Couch-Potatoes unter den Patienten an eine regelmäßige Bewegung heranzuführen. Eine Liste der von den Kostenträgern autorisierten Leistungserbringer ist ebenfalls als Online-Angebot abrufbar.
Blutige Entlassung
Unter dem Kostendruck des DRG-Systems erweist sich die Möglichkeit der Verordnung von Reha-Sport zunehmend als dringende Notwendigkeit. Frühe Klinik-Entlassungen zur Einhaltung von Regelverweildauern führen zu deutlichen Mehrbelastungen im Bereich von Reha-Kliniken und aufwändiger hausärztlicher Versorgung. Noch mehr Pflege, Physiotherapie und Ergotherapie ist in den Reha-Kliniken ohne erhebliche Personalaufstockung nicht zu leisten. Dass dafür von den Kostenträgern keine Mittel zur Verfügung gestellt werden, versteht sich inzwischen fast von selbst.
Den Letzten beißen die Hunde.
Zu leiden haben unter der nicht vernünftig zu begründenden Zurückhaltung bei der Verordnung von Bewegungsangeboten einmal mehr die Patientinnen und Patienten. Es bleibt zu hoffen, dass künftig infolge einer breiteren Aufklärung sowohl bei Ärztinnen und Ärzten wie auch bei Patienten die Möglichkeit häufiger genutzt wird. Ein sinnvollerer und bequemerer Weg zum regelmäßigen körperlichen Training wird sich in absehbarer Zeit für Patienten kaum finden lassen.
Infoteil
Reha-Sport als Kassenleistung
http://www.aok-gesundheitspartner.de/bund/reha/leistungen/rehasport/
Reha-Sport als DRV-Leistung
http://www.deutsche-rentenversicherung.de/Allgemein/de/Navigation/2_Rente_Reha/02_Rehabilitation/02_leistungen/06_reha_nachsorge/reha_nachsorge_node.html