Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, die auf Insulinresistenz oder Insulinmangel beruht und durch einen chronischen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Sie ist mit einem deutlich erhöhten Risiko für schwere Begleit- und Folgeerkrankungen verbunden.
Der Diabetes mellitus kann unbemerkt für eine lange Zeit symptomfrei verlaufen, erst ab einer Erhöhung des Blutzuckers über einen kritischen Wert, macht sich die Erkrankung klinisch bemerkbar.
- Allgemeinsymptome
- Auge
- Haut
- Immunsystem
- Herabgesetzter Immunstatus mit häufigen Allgemeininfektionen
- Harnwegsinfekte
- Nervensystem
- diabetische Neuropathie, insbesondere Polyneuropathie
- Muskelfaszikulationen
- Niere
Durst und Polyurie (erhöhte Harnproduktion) entstehen ab einem Blutzuckerspiegel von etwa 180 mg/dl („Nierenschwelle„), das führt zu einem Auftreten von Glukose im Urin (Glukosurie) und zu einem deutlichen Anstieg des Harnvolumens. Der Patient versucht den Wasserverlust durch erhöhtes Trinken zu kompensieren. Unbehandelt kann die Hyperglykämie zum diabetischen Koma führen.
Die diagnostischen Maßnahmen zur Feststellung eines Diabetes mellitus umfassen unter anderem:
- Bestimmung des Blutzuckerwerts (Nüchternblutzucker, postprandialer Blutzucker)
- Bestimmung des Urinzuckers
- Oraler Glukosetoleranztest (OGTT)
- Bestimmung des C-Peptids
- Bestimmung des HbA1c-Werts
Therapiemaßnahmen:
- Ernährungsumstellung mit dem Ziel der Gewichtsreduktion
- Körperliche Bewegung
Die körperliche Bewegung ist eine Hauptkomponente in der Therapie, sie verbessert die Glukoseaufnahme und -verwertung in der Skelettmuskulatur und kann so entscheidend dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel zu senken.
Medikamentöse Therapiemaßnahmen:
- Orale Antidiabetika (OAD) oder
- Konventionelle Insulintherapie (CT) (auch kombiniert mit OAD) oder
- Intensivierte Insulintherapie
Die Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft empfehlen bereits bei Diagnosestellung des Diabetes mellitus Typ 2 die Einleitung einer Therapie mit Metformin, solange keine Kontraindikation besteht.
Es gibt verschiedene Typen des Diabetes mellitus, die in der ICD-10-GM wie folgt klassifiziert sind:
Diabetestyp (1.-3. Kodestelle)
E10.- Diabetes mellitus Typ 1 (Kodierung mit Insulinpumpe: zusätzlich Z96.4)
E11.- Diabetes mellitus Typ 2 (Prädiabetes R73.0)
E12.- Diabetes mellitus durch Mangelernährung – in Deutschland unwahrscheinlich
E13.- Diabetes mellitus sonstige Typen (z.B. pankreopriv, geeignet für DMP DM1)
E14.- Diabetes mellitus nicht näher bezeichnet – in Deutschland unwahrscheinlich
O24.- Diabetes mellitus in der Schwangerschaft
Diabeteskomplikationen (4. Codestelle)
E1x.2- Diabetes mit Nierenkomplikationen
E1x.3- Diabetes mit Augenkomplikationen
E1x.4- Diabetes mit neurologischen Komplikationen
E1x.5- Diabetes mit vaskulären Komplikationen
E1x.6- Diabetes mit Knochenkomplikationen oder mit Hypoglykämie
E1x.7- Diabetes mit multiplen Komplikationen oder mit Fußsyndrom
E1x.8- Diabetes mit nicht näher bezeichneten Komplikationen
E1x.9- Diabetes ohne Komplikationen
Stoffwechsellage und Sekundärcodes sowie Fußsyndrom Diabetes mellitus
Stoffwechsellage (5. Codestelle): Nicht entgleist: 0
Entgleist: 1
Sekundärcodes der Diabeteskomplikationen:
N08.3* = diabetische Nephropathie
H36.0* = diabetische Retinopathie
G63.2* = diabetische Polyneuropathie
I79.2* = diabetische Angiopathie
M14.2 = diabetische Arthropathie
Multiple Diabeteskomplikationen und Fußsyndrom:
E10.72 bzw. E11.72: Diabetes mit Komplikationen, nicht entgleist
E10.73 bzw. E11.74: Diabetes mit multiplen Komplikationen, entgleist
E10.74 bzw. E11.74: Diabetes mit diabetischem Fußsyndrom, nicht entgleist
E10.75 bzw. E11.75: Diabetes mit diabetischem Fußsyndrom, entgleist
Hinweise und Beispiele zur Kodierung Diabetes mellitus (DKR 2016-0401h)
Diabetes mellitus nach Fehl- und Mangelernährung
Diabetes mellitus durch Mangelernährung liegt überwiegend bei Patienten aus Entwicklungsländern vor. Er tritt mit oder ohne offensichtliche Merkmale einer Pankreaserkrankung auf und ist im Wesentlichen eine klinische Diagnose. Ein Diabetes mellitus im Rahmen eines metabolischen Syndroms ist hierunter nicht zu verschlüsseln.
Diabetes mellitus nach medizinischen Maßnahmen
Bei Vorliegen eines Diabetes mellitus nach medizinischen Maßnahmen ist zunächst ein Kode aus
E13.- sonstiger näher bezeichneter Diabetes mellitus
Inkl.: Pankreopriver Diabetes melliuts
gefolgt von dem Kode
E89.1 Hypoinsulinämie nach medizinischen Maßnahmen
zu verschlüsseln.
Entgleister Diabetes mellitus
Weder bei Diabetes mellitus Typ 1 noch bei Diabetes mellitus Typ 2 ist der Blutzuckerspiegel zum Zeitpunkt der Aufnahme als Kontrollindikator für die Diagnose „entgleister Diabetes mellitus“ zu nehmen. Die Einstufung als „entgleist“ oder „nicht entgleist“ wird generell in Kenntnis des gesamten Behandlungsverlaufs vorgenommen. Der Begriff „entgleist“ bezieht sich dabei auf die Stoffwechsellage.
Hauptdiagnose Diabetes mellitus mit Komplikationen
Besteht eine Form des Diabetes mellitus, die mit einem Kode aus E10.− bis E14.− verschlüsselt wird, und liegen Komplikationen des Diabetes vor, so ist für die korrekte Verschlüsselung zunächst festzustellen, ob
- die Behandlung der Grunderkrankung Diabetes mellitus oder
- die Behandlung einer oder mehrerer Komplikationen
hauptsächlich die stationäre Aufnahme veranlasst hat. Für die Kodierung von Bedeutung ist weiterhin, wie viele Komplikationen des Diabetes mellitus vorliegen, und ob diese die Nebendiagnosendefinition erfüllen.
Sofern die Grunderkrankung Diabetes mellitus behandelt wird und nur eine Komplikation (Manifestation) des Diabetes mellitus vorliegt, ist E10–E14, vierte Stelle „.6“ zu kodieren, außerdem ist ein Kode für die Manifestation anzugeben, sofern diese die Nebendiagnosedefinition erfüllt.
Sofern multiple Komplikationen des Diabetes mellitus vorliegen und die Behandlung mehrerer Manifestationen im Vordergrund steht, ist entsprechend der Regelung zu „zwei oder mehr Diagnosen, die gleichermaßen der Definition der Hauptdiagnose entsprechen“ in der DKR D002 Hauptdiagnose zu verfahren, somit ist die vierte Stelle des Kodes aus E10–E14 entsprechend der Manifestation zu wählen, die vom behandelnden Arzt, als die am besten der Hauptdiagnosendefinition entsprechende ausgewählt wurde. Zudem ist der entsprechende Kode für diese Manifestation anzugeben. Die Kodes für die weiteren Manifestationen sind anzugeben, sofern sie der Nebendiagnosendefinition entsprechen.
Diabetes mellitus als Nebendiagnose
Wenn die stationäre Aufnahme aus einem anderen Grund als dem Diabetes mellitus erfolgt ist, so ist für die korrekte Verschlüsselung von Bedeutung,
- ob der Diabetes mellitus die Nebendiagnosendefinition erfüllt,
- ob Komplikationen des Diabetes mellitus vorliegen und
- ob diese die Nebendiagnosendefinition erfüllen.
Wenn der Diabetes mellitus die Nebendiagnosendefinition erfüllt, so ist dieser zu kodieren. Liegen Komplikationen (Manifestationen) vor, ist bei einem Kode aus E10–E14 die vierte Stelle entsprechend der Manifestation(en) zu verschlüsseln. Außerdem sind die Manifestation(en) anzugeben, sofern diese die Nebendiagnosedefinition erfüllen.
Abweichend von den Regelungen zur Hauptdiagnose Diabetes mellitus ist jedoch
- nicht .6 als vierte Stelle zu erfassen, wenn ein spezifischerer Kode für eine einzelne Komplikation gewählt werden kann, bzw.
- bei multiplen Komplikationen stets mit vierter Stelle .7 zu kodieren.
Kodierbeispiele
- Diabetes mellitus Typ 1 mit Retinopathie, Nephropathie und dialysepflichtiger Niereninsuffizienz
ICD: E10.72 G Typ 1 mit multiplen Komplikationen, nicht entgleist
H36.0*G Diabetische Retinopathie
N08.3*G Diabetische Nephropathie Stadium 5
N18.5 G Chronische Nierenkrankheit
Z99.2 G Abhängigkeit von Dialyse
- Diabetes mellitus Typ 1 mit Polyneurophatie, Angiopathie, Fußsyndrom, pAVK und Fußulkus
ICD: E10.74 G Diabetes mellitus Typ mit diabetischem Fußsyndrom, nicht entgleist
G63.2* G Diabetische Polyneuropathie
I79.2* G Diabetische Angiopathie
I70.24 G periphere AVK Becken-Bein-Typ mit Ulzerationen
- Diabetes mellitus Typ 2 ohne Komplikationen, entgleiste Stoffwechsellage, BMI 34,5
ICD: E11.91 G Diabetes mellitus ohne Komplikationen, entgleist
E66.00 G Adipositas mit BMI 30 – größer 35
- Diabetes mellitus Typ 2 mit Nephropathie, Niereninsuffuzienz Stadium 4, BMI 35,5
ICD: E11.20+G Diabetes mellitus Typ 2 mit Nierenkomplikationen, nicht entgleist
N08.3* G Diabetische Nephropathie
N18.4 G Chronische Nierenkrankheit Stadium 4
E66.01 G Adipositas mit BMI 35 – größer 40
- Diabetes mellitus mit Insulin-Ersteinstellung, dabei im Verlauf rez. Hyper- und Hypoglykämien, entgleiste Stoffwechsellage, BMI 40,5
ICD: E11.61 G Diabetes mellitus mit Hypoglykämie, entgleist
E66.02 G Adipositas mit BMI 40 und mehr
Literatur: DIMDI, Doc CHECK , Medizincontroller, Deutsche Diabetes Gesellschaft
http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/diabetes/default.aspx?sid=908522&cm_mmc=Newsletter-_-Newsletter-O-_-20160406-_-Diabetes+mellitus
Auszug: Diabetes bleibt oft unentdeckt
Diabetes ist längst eine Volkskrankheit. Die präventiven Instrumente halten mit der wachsenden Prävalenz nicht Schritt. Fachleute fordern politische Konsequenzen.
Gut strukturierter Beitrag, vor allen Dingen für mich hilfreich bei der Kodierung, denn die Kodierung des Diabetes mellitus wirft immer wieder Fragen auf. Danke.
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