Den traumatisierten Flüchtlingen helfen

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Psychosoziale Unterstützung und Bewältigungsmöglichkeiten

FlüchtlingshilfeImmer mehr Flüchtlinge kommen in Europa an. Eines haben sie gemeinsam: sowohl in ihrem Herkunftsland als auch auf der strapaziösen Reise nach Europa erfuhren sie Trennungen von Familienmitgliedern, Gewalt und Erschöpfung. Doch es gibt hier in Deutschland einige Möglichkeiten, wie Flüchtlinge psychologisch wie auch sozialpädagogisch unterstützt werden können, ihre Erlebnisse zu verarbeiten.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Eine posttraumatische Belastungsstörung bezeichnet die zeitlich verzögerte psychische Reaktion auf eine extreme Belastung oder Ausnahmesituation. Wie bereits in früheren Artikeln genauer beleuchtet, sind gerade Flüchtlinge überdurchschnittlich häufig solchen Belastungssituationen ausgesetzt und leiden unter deren Folgen.

Ankunft in einem fremden Land

Bereits auf der Reise von Syrien, Afghanistan und anderen Herkunftsländern nach Deutschland erleben Flüchtlinge oft Gewalt, werden von Familienmitgliedern getrennt und leiden unter starker Erschöpfung. Kommen nun die traumatisierten und erschöpften Flüchtlinge nach ihrer oft langen und strapaziösen Reise in Deutschland an, so werden sie in überfüllte Aufnahmestellen gebracht. Zu den belastenden Ereignissen der Vergangenheit kommt nun also die Einsamkeit, in einem Land zu sein, in dem man weder Sprache noch Gepflogenheiten kennt. In den Unterbringungen herrscht viel Gewalt, Privatsphäre gibt es kaum. Diese Umstände sind keine guten Voraussetzungen für eine Erholung von den erlebten Strapazen oder zur Verarbeitung von Verlusten, Trennungen von Familienmitgliedern und Existenzängsten.

Aus diesem Grund gibt es erfreulicherweise immer mehr Anlaufstellen, die eine adäquate psychosoziale Unterstützung der Flüchtlinge ermöglichen wollen. Das Ziel ist also, den Flüchtlingen – trotz erschwerter Bedingungen – Möglichkeiten zu geben, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten.

Anlaufstellen

Eine wesentliche Anlaufstelle ist das Zentrum für Flüchtlingshilfen und Migrationsdienste ZFM[1] mit Sitz in Berlin. Hier werden neben Deutsch- und Integrationskursen auch Beratung und Psychotherapie speziell für Flüchtlinge angeboten. Hierbei spielt die „Überwindung von Isolation und die Auseinandersetzung mit Ausgrenzung und Diskriminierung“ eine große Rolle.

Auch die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Flüchtlingsopfer BAfF[2] umspannt psychosoziale Behandlungszentren in vielen Städten Deutschlands, die der Unterstützung von Flüchtlingen und Folteropfern dienen. Auf europäischer Ebene ist die BAfF im Rahmen des Europäischen Netzwerks der Behandlungszentren für Folteropfer europaweit vernetzt.

Auch die UNO-Flüchtlingshilfe[3] unterstützt psychosoziale Zentren in ganz Deutschland, um Beratung und Therapie von Flüchtlingen zu ermöglichen.

Beratung und Therapie

Im Rahmen der angebotenen Therapiemöglichkeiten für Flüchtlinge gibt es sowohl Einzel- als auch Gruppentherapien. Dabei sollen die Flüchtlinge dabei unterstützt werden, das Erlebte zu verarbeiten und gleichzeitig einen erfolgreichen Neuanfang im Ankunftsland Deutschland zu schaffen. Denn: die meist langwierigen Asylverfahren rauben den Betroffenen viel Kraft. Zusätzlich ist die oft angespannte Situation in Flüchtlingsheimen ein weiterer belastender Faktor.

Umso wichtiger ist es, den Flüchtlingen zu helfen, sich in unsere – für sie ungewohnte – Gesellschaft einzufinden und herkömmliche Gepflogenheiten zu lernen. Dies ist insbesondere für die Kinder wichtig, die sich plötzlich in einem fremden  Land wiederfinden. Anders als ihre Eltern, die sich bewusst für die Flucht entschieden haben, verstehen sie oft nicht die Hintergründe der Flucht und brauchen Hilfe, die grundlegenden Veränderungen in ihrem Leben zu verarbeiten.

Ein weiterer Punkt ist der Umgang mit Diskriminierung. Aufgrund von Stereotypen erleben viele Flüchtlinge hierzulande Hass und Misstrauen und fühlen sich nicht willkommen. Als Folge ziehen sie sich immer mehr zurück und enden schließlich in völliger Isolation.

Für all diese Probleme brauchen die Flüchtlinge nicht nur Zeit und Unterstützung in Form von Deutschkursen oder Integrationshilfen. Zusätzlich brauchen sie oft intensive psychologische oder sozialpädagogische Hilfestellungen.

Helfen

Die meisten Anlaufstellen, welche Beratung und Psychotherapie für Flüchtlinge ermöglichen, sind auf Spendengelder angewiesen. Aber: neben finanziellen Hilfen fehlen vielerorts auch Übersetzer. Insbesondere die Flüchtlingskinder haben sonst oft kaum Möglichkeit, ihre Probleme zu kommunizieren. Diejenigen Kinder, welche ohne Eltern oder andere Familienmitglieder in Deutschland ankommen, benötigen zusätzliche Hilfestellungen um sich ohne familiäre Unterstützung hier zurechtzufinden.  Organisationen wie beispielsweise die Caritas suchen hierfür viele Ehrenamtliche. Aufgaben der ehrenamtlichen Helfer sind unter anderem die Übernahme einer „Patenschaft“ eines Flüchtlings, Hausaufgabenbetreuung oder die Organisation von Freizeitaktivitäten, die einer gelungenen Integration der Kinder und Jugendlichen dienen soll. Auch mit leerstehendem Wohnraum kann natürlich geholfen werden. Infos dazu finden Sie beispielsweise auf der Seite des Stadtportals der Stadt München[4].

Die Unterstützung der Flüchtlinge dient dabei nicht nur den Flüchtlingen selbst. Im Gegenteil: eine erfolgreiche Integration der Flüchtlinge in unserer Gesellschaft ist eine Voraussetzung für friedliches Zusammenleben.

Lassen Sie uns also jeder ein Stück dazu beitragen, sei es in Form von Spenden, ehrenamtlicher Arbeit oder auch nur einfach ein bisschen Verständnis.

Verständnis dafür, dass die Flüchtlinge in unserem Land bereits viele schlimme Erfahrungen hinter sich haben und hart für die Chance gekämpft haben, hier in Deutschland ein neues und besseres Leben zu beginnen.

[1] www.migrationsdienste.org
[2] www.baff-zentren.org
[3] www.uno-fluechtlingshilfe.de
[4] www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Sozialreferat/Fluechtlinge/Helfen.html

2 Responses to Den traumatisierten Flüchtlingen helfen

  1. Ziegler, Hartmut

    Die traumatisierten Flüchtlinge stellen für unsere Gesellschaft eine große Herausforderung dar, denn eine Integration und eine fachliche psychotherapeutische Behandlung im Vorfeld wird schwierig werden. Nach wie vor aktuell. Danke für diesen Beitrag.

     
  2. axel tausch

    “ Tagesklinik für psychosomatische Medizin, therapeutische Seelsorge und Prävention“
    Gesundheit für Leib und Seele– mitten im Leben und in Vilsen
    Psychische Krisen und Notfälle haben zwar immer eine längere Vorgeschichte, in ihrer Akutmanifestation treffen sie aber zumeist unberechenbar und überwältigend für alle Beteiligten ein. Das wirft besondere Probleme in der Praxis der erstversorgenden Ärzte und Therapeuten auf, die mit der Weitervermittlung in die ambulante psychotherapeutische Regelversorgung allein kaum aufzufangen sind.
    Hierzu gehören u.a.:
    PTBS bei jungen Helfern (THW/DRK/freiw. Feuerwehr) und bei Flüchtlingen
    Gefährdungsanalyse Psyche als Teil des BGM gem. DIN SPEC 91020 „Betriebliches Gesundheitsmanagement“
    eskalierende Krisen und Konfliktsituationen
    Gefährdung der Arbeitsfähigkeit
    latente Selbstschädigung / Selbstgefährdung
    nachlassende Selbststeuerung mit Risikoverhalten
    Neben diesen Akutfällen zeigen auch chronifizierte seelische Störungen einen erhöhten Interventions- und Versorgungsbedarf, der die Möglichkeiten der regulären ambulanten Versorgung u.U. überschreitet. Beispielsweise seien genannt:
    langjährige depressive Entwicklungen mit ausgeprägten Isolationstendenzen oder Nachlassen der Arbeitskraft („Burnout“)
    rezidivierende Schmerz- und Somatisierungsbeschwerden mit organmedizinisch bedenklichen Interventionswünschen
    chronische soziale Konflikte mit als bedrohlich erlebten Ausgrenzungs- und Stigmatisierungserfahrungen („Mobbing“)
    Fortbestehen von missbräuchlichen und traumatischen Beziehungskonstellationen
    Für diese und ähnliche Fälle soll die Psychosomatische Tagesklinik in Vilsen gegründet werden. Hier erfolgt die psychotherapeutische Behandlung der grundlegenden intrapsychischen Konflikte im Verbund mit psychosozialen Hilfs- und Vermittlungsangeboten und vor allem im Übungsfeld der sozialen Gruppe der Mitpatienten.
    Dank der gemischten Organisationsstruktur als Tagesklinik und Ambulanz und der multiprofessionellen personellen Besetzung ist eine zeitnahe und ggf. auch kriseninterventionelle Behandlung der jeweiligen gesunheitlichenn Störung möglich.
    Wie wir behandeln:
    Die Behandlung erfolgt nach einen psychodynamischen Grundverständnis, die jeweilige Lebensgeschichte, die resultierenden Konflikte und hemmenden Beziehungsmuster haben unser besonderes Augenmerk. Für die praktische klinische Arbeit hat sich zudem die Integration weiterer Methoden (Verhaltenstherapie, Systemik, therapeutische Seelsorge) bewährt. Sehr hilfreich ist die Verfügbarkeit unterschiedlicher therapeutischer Zugangswege (Multimodalität): Gespräch, Kreativtherapie, Körpertherapie, übende Verfahren, Entspannungsmethoden, salutogenetische Angebote, Milieutherapie.
    Zugangswege:
    Die Vereinbarung für ein ambulantes Gespräch ist problemlos und zumeist kurzfristig möglich.
    Die Behandlung in unserer Tagesklinik erfordert in der Regel eine vorherige Kostenzusage durch die jeweilige private Krankenversicherung, Beihilfe, Versorgungsbehörde oder den Arbeitgeber mit BGM“, eine „nachreägliche2 Zusage einer Kostenübernahem durch den Förderkreises der Tagesklinik Vilsen in Härtefälle ist für Bedürftige ebenfalls möglich.

    „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, so wird euch alles andere zufallen!“
    Diese biblische Beschreibung des Zufalls hat den Planungsstab des Pilotprojekt Tagesklinik Vilsen tief „ins Herz“ etrofen :
    Der Gemeinde vor Ort , den Kirchenkreisen und auch der Landeskirche bietet sich über die Diakonie als Pflegedienst hinaus, hier die Option, sich für die gesundheitlich Belasteten der 2 Kirchen- und 3 Landkreise zu engagieren.
    In der geographisch zentral gelegenen Gemeinde Bruchhausen-Vilsen (http://bruchhausen-vilsen.de/Luftkurort) besteht die Überlegung, nach Möglichkeiten zu suchen, eine freie Tagesklinik aufzubauen.
    “ Tagesklinik für psychosomatische Medizin, therapeutische Seelsorge und Prävention“
    Gesundheit für Leib und Seele – mitten im Leben und in Vilsen
    Wenn es der Zufall im christlichen Sinn so will, sind wir bislang mit ca. 20 designierten Therapeuten bereit, uns unter die Leitung der Landeskirche zu begeben. Wenn es die beiden Kirchenkreise Syke und Diepholz wollen, sind wir auch dazu bereit.
    Am 19. August wird der Planungsstab in der Diakoniestation Vilsen nach den Planungsabschlußarbeiten ab 16 Uhr das Leitbild der Klinik öffentlich vorstellen.
    Dazu möchten wir sie ganz herzlich einladen. Mit den besten Segensgrüßen aus Vilsen bleibe ich Ihr A.Tausch

     

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