Klinikmanagement im Spannungsfeld von Werten und Gewinn
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit einer immer älter werdenden Bevölkerung tauchen vermehrt Fragen zu Versorgungsbedarf, Gesundheitsausgaben und zu Perspektiven für die zukünftige medizinische Versorgung auf. Es geht um medizinisch-pflegerische Anforderungen, um Ökonomie und damit verbundene ethische Anforderungen.
Versorgungsbedarf steigt analog zu älter werdender Bevölkerung und steigenden Wünschen
Eine älter werdende Bevölkerung ist geprägt von einer Zunahme chronischer und degenerativer Erkrankungen. Funktionelle Einschränkungen bedingen verstärkte Hilfe und größeren Pflegebedarf. Dies erfordert neue Prioritäten in der Versorgung.
Ältere Patienten nehmen mehr Ressourcen in Anspruch. Die Gesundheitsausgaben steigen und korrelieren mit der verbleibenden Restlebenslebenszeit. Gleichzeitig gehen die Einnahmen der GKV durch steigenden Altenquotient zurück. Die Enquete-Kommission prognostiziert für 2040 einen Beitragssatz von 25,6%. Wie kann der quantitativ steigende Versorgungsbedarf mit weniger finanziellen Ressourcen gedeckt werden? Es geht um medizinische, ökonomische & ethische Anforderungen.
Versorgungsprozesse über Sektorengrenzen
Die Versorgungsprozesse müssen im Hinblick auf die Versorgung multimorbider, älterer Patienten angepasst werden. Das Ziel: möglichst lange ein selbständiges, selbstbestimmtes Leben führen. Dies erfordert eine Abkehr von der derzeitigen fragmentierten Versorgung. Prävention, Rehabilitation & Pflege müssen gleichzeitig in einem patientenzentrierten Versorgungssystem miteinander verbunden werden. Es geht um die Koordinierung der Versorgung und um dezidiertes Fallmanagement. Geriatrische Fachabteilungen mit multiprofessionellem Team arbeiten an der Verbesserung und dem Erhalt der Alltagsaktivitäten und bieten kooperative Versorgungsstrukturen über Sektorengrenzen hinweg.
Ökonomische Anforderungen und regionale Versorgung
Die ökonomischen Anforderungen sind enorm. Ein immer weiter steigender Kostendruck ist zu erwarten. Schlagworte sind prospektive Vergütungssysteme, verkürzte Verweildauer in den Kliniken bei gleichzeitiger Intensivierung der Leistungen. Eine Quadratur des Kreises?
Krankenhäuser sind gezwungen ihre Prozesse und ihren Ressourcenverbrauch zu optimieren. Es geht um die Sicherung der Inneren Qualität und um die systematische Erfassung und Steuerung der Umsetzung der normativen Vorgaben im zu erstellenden Leitbild unter gleichzeitiger Integration aller Mitarbeiter. Im Mittelpunkt stehen eine sektorenübergreifende regionale Versorgung sowie Kooperation und Abstimmung der unterschiedlichen Gesundheitsberufe. Es geht um die Überwindung berufspolitischer Egoismen und um die Sicherung einer breiten Wertebasis im Interesse einer qualitativ hochwertigen, bezahlbaren und humanen VersorgungModernes Klinikmanagement alternativ „Neues Klinikmanagement“.
Modernes Klinikmanagement muss dem Rechnung tragen. Das Klinikmanagement ist gefordert sich ökonomisch korrekt und zukunftsorientiert zu verhalten. Doch dürfen die ethischen Fragen dabei nicht zurück bleiben. Modernes Klinikmanagement bedeutet, sich im Spannungsfeld von Werten und Gewinnerwartung zu beweisen.
Das Ziel: Das Wohl der Patienten.
Autor dieses Beitrags ist Wilhelm Gerbert
Wilhelm Gerbert wurde 1956 in Schwandorf/Oberpfalz geboren und studierte Evang. Theologie und Philosophie in München, Marburg und Erlangen. Nach dem theologischen Examen erfolgte ein Studium der Diplom-Informatik mit Nebenfach Medizin an der TU-München. Wilhelm Gerbert ist Geschäftsführer der Akademie für Manager und lebt als Vertriebstrainer und Führungskräfte-Coach in München. Er ist über medemus erreichbar.
Lieber Herr Greiff,
danke für den Hinweis auf Ihren Blog und den Artikel von Herrn Gerbert. Er sagt im Grunde nichts Neues, aber aus der jahrelangen Erfahrung ist zu beobachten, dass sich die einzelnen Kliniken sich der Aufgabe nur spät und/oder unzureichend stellen.
VG aus Düsseldorf
Rainer Behrens-Ramberg