Alles Pille-Palle? Die lang ersehnte Wunderpille.

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Placebos und ihre WirkungJahrelange Forschung brachte sie auf den Markt. In der Therapie von Schmerzpatienten, Depressivität, Parkinsonkranken und vielen mehr zeigte sie erstaunliche Erfolge. Auch wenn ihr Einsatz nicht bedenkenlos zu empfehlen ist, verspricht sie den Weg in eine schöne neue Welt mit weniger Nebenwirkungen, zu denen wir ja bekanntlich unseren Arzt oder Apotheker befragen sollen. Und was lesen wir auf der Packungsbeilage: Diese Tablette enthält … nur Zucker??

Tatsächlich untermauern Studien und Forschungsergebnisse die Wirkung von eigentlich wirkstofflosen Substanzen. Dem Einsatzfeld von Placebos scheint nur unsere Phantasie Grenzen zu setzen:

Die Macht des Kopfkinos

Sogar Placebo-OPs bei scheinbar durchgeführten Bauchverkleinerungen oder Knieverletzungen erwiesen sich seltsamerweise als wirksam. Der chirurgische Eingriff wurde nur vorgetäuscht, inklusive eingespielter Operationsgeräusche.

Wie wir wissen ist ein Placebo in der Medizin als eine Substanz oder Therapie definiert, die eigentlich keine Wirkstoffe enthält, die die Symptome lindern können. Der Placebo-Effekt bezieht sich auf eine Linderung der Beschwerden, die durch den Glauben an eine Wirksamkeit der Substanz einsetzt. Auch in Standardtherapien scheint er eine wichtige Rolle zu spielen.

Nocebo – der böse Bruder von Placebo

Der böse Bruder des Placebo-Effekts ist der Nocebo-Effekt. Dieser bezeichnet eine Verschlechterung der Symptome oder das Einsetzen von Nebenwirkungen bei der Therapie mit wirkstofflosen Substanzen. Als Faustregel gilt: Werden viele negative Effekte der Behandlung erwartet, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese auftreten.

Warum wirkt die Zuckerpille, nicht jedoch das Lutschbonbon?

Obwohl beide Präparate hauptsächlich aus Zucker bestehen, zeigen sie sehr unterschiedliche Wirkungen. Während das Bonbon in unserer Kindheit nur die Welt ein wenig süßer machte, können Placebos ein Feuerwerk biochemischer Vorgänge in unserem Körper auslösen.

Auf psychologischer Ebene gibt es drei wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Placebo-Behandlung:

  • der Patient sollte eine Verbesserung erwarten
  • bereits positive Erfahrungen mit der jeweiligen Substanz gemacht haben
  • eine konstruktive und positive Beziehung zum Verabreichenden haben.

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können sie optimal wirken.

Alles in allem wecken diese Ergebnisse die Hoffnung auf ein neues effektives Werkzeug in Medizin und Therapie. Je mehr wir über den Hintergrund der Wirkung wissen, desto mehr Fragen nach dem effektiven und ethisch korrekten Einsatz im therapeutischen Alltag treten auf.

Glaube versetzt Berge

Nun haben wir diese wundervolle, eigentlich wirkstoff- und somit auch tendenziell nebenwirkungsfreie Pille, OP und Therapie. Was können Ärzte und Therapeuten tun, damit die Placebo-Wirkung sich möglichst nebenwirkungsfrei und voll entfaltet?

Ist es wichtig, wer ein Placebo verabreicht?

Definitiv! Wie bereits erwähnt, spielt die Erwartungshaltung der Patienten eine wichtige Rolle. Während wir einem Doktor der Medizin im weißen Kittel das Wissen zur wirksamen Hilfe zutrauen, sprechen wir dem Traubenzucker, den uns die freundliche Verkäuferin reicht, heilsame Wirkungen ab. Dazu kommt die Macht der zwischenmenschlichen Beziehungen. Der Placebo wirkt besser wird er von einer optimistischen Person verabreicht, die die positiven Wirkungen des Präparats herausstellt. In der Werbung funktioniert das übrigens ähnlich!

Zählen nur die inneren Werte?

Nein! Auch frühere Erfahrungen haben einen Einfluss. Dass ein Hustensaft die Atemwege beruhigen kann, wissen wir, es scheint uns jedoch unlogisch, wenn eine Salbe am Arm gegen Reizhusten helfen soll. Größe, Farbe und Art des Präparats spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Hinzu kommen Variablen, wie Preis und Dosierung.

Ideen zur Umsetzung im klinischen Alltag

Auf der Basis dieser Mechanismen lassen sich vielfältige Indikationen erstellen. Diese erstrecken sich nicht nur auf die Placebo-Therapie: Der Placebo-Effekt scheint ein wichtiger unspezifischer Wirkmechanismus der Pharmakotherapie zu sein. Hier einige Ideen, die im klinischen Alltag umgesetzt werden könnten:

  • Erwartungen des Patienten erfragen, um auf diese eingehen zu können.
  • Optimistische Haltung des Behandlers (aber keine Heilsversprechen nötig!)
  • Verwenden plausibler Präparate.
  • Angabe von Hintergrundinformationen, wie Preis und Erfolg des Medikaments.

Placebo für alle?

Achtung, die Gabe von Placebos darf nicht verdeckt erfolgen. Die Patienten müssen über deren Einsatz aufgeklärt werden. Entgegen der Intuition zeigt sich sogar eine offene Placebo-Gabe als wirksam.

Und nun viel Erfolg beim Ausprobieren!

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